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Helmut Reinertgestorben am 20. Dezember 2024

Beitrag

Lesung aus dem Evangelium nach Lukas
Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Moses vorgeschriebenen Reinigung.
In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.
Vom Heiligen Geist geführt, war er an diesem Tag in den Tempel gegangen.
Als Maria und Josef Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:
Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das alle Völker erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
Wort des lebendigen Gottes!


Ansprache:

Nach unserem spontanen, aber dann langen Gespräch vor einer Woche, Frau Reinert, war mir sofort klar, welche Bibelstelle ich für diese Verabschiedungsfeier nehmen würde. Diese, die wir gerade gehört haben.
Der greise Simeon, der sagt: „Nun lässt Du, Herr, deinen Knecht, in Frieden scheiden. Meine Augen haben das Heil gesehen.“
So hat es Ihr Mann und Ihr Vater, Maik, nicht ausgedrückt, aber in allem, was Sie mir über die letzten Tage mit ihm erzählt haben, klingt es inhaltlich sehr ähnlich.
„Ich bin doch 83. Ich hatte so ein tolles Leben! Es ist gut gewesen! Ich hab so viel Glück gehabt – da kann ich doch ruhig gehen!“

Das sagte er Ihnen ganz ruhig, als er am Dienstag vor Weihnachten ins Krankenhaus kam. „Nix da. Wer soll denn dann den Rasen mähen?“, haben Sie da noch geantwortet und beide gelacht. Niemals hätten Sie an dem Tag damit gerechnet, dass er 3 Tage später, am Freitag, wirklich gehen würde.
Denn „er war doch nie krank gewesen“, das haben Sie mir zu Beginn des Gesprächs gesagt. Und dann doch im Verlauf etwas von einem Schlaganfall vor 15 Jahren und einem Krankenhausaufenthalt über die Weihnachtstage 2023 erzählt.
Aber „da hat er nie was Großes raus gemacht“ und deshalb „haben wir es schnell wieder vergessen“.
Doch dieses Mal hatte er dazu keine Kraft. Er selbst ahnte wohl schon etwas und meinte sein „Ich kann doch ruhig gehen“ ernst.
Aber auch seine Dankbarkeit über sein langes Leben mit so viel Glück darin, meinte er ernst – da sind Sie sich sicher (und ich mir nach unseren Gesprächen über sein und Ihr gemeinsames Leben auch).

Auch wenn er es als Kind und Jugendlicher nicht immer leicht hatte und ihn so manche Bemerkung, manches Schweigen bis ins hohe Erwachsenenalter noch nachging und schmerzte:
Helmut Reinert liebte das Leben und war meist sehr positiv gestimmt und zufrieden. Er liebte seinen Beruf und seine Arbeit bei EDEKA und später bei Leffers in Osnabrück. Seine ehrliche Art und seine Klarheit wurden geschätzt und ihm selbst war das gegenseitige Vertrauen sehr wichtig.
Streit konnte er nicht gut haben – und Sie beide haben schon bei der Verlobung abgemacht, einen Tag nie im Streit zu beenden. Und das hat geklappt. Spätestens bei „Elisabeth, es sind noch 5 min bis Mitternacht – Was machen wir jetzt?“ – mussten Sie beide lachen und konnten sich wieder vertragen.
Sie haben erzählt, dass Ihr Mann so richtig genießen konnte und meist in sich selbst ruhte. Er hatte Freude an vielem.
„Manchmal“, so haben Sie gesagt, Frau Reinert, „freute er sich aber eher nach innen“, z.B., wenn er Fußball schaute und Sie im gleichen Raum mit etwas anderem beschäftigt waren. Da haben Sie zwischendurch mal zum Fernseher geguckt und erstaunt festgestellt, dass 3 Tore für seine Lieblingsmannschaft gefallen waren, ohne dass er einen Mucks von sich gegeben hatte.
Das war eben eher: „innerliche Freude“.

Aber richtig laut und nach außen freuen konnte sich Ihr Mann und Vater auch.
Sie haben mir ein Foto von der Goldenen Hochzeit gezeigt, als die Nachbarn hinter der Kirche mit 2 Fahrrädern auf Sie beide warteten. „Bis Hembergen müsste das doch auch damit gehen!“ – Da hat er sich kaum noch eingekriegt vor Lachen, haben Sie mir erzählt. Und das sieht man auch auf dem Bild.

Helmut Reinert war ein begehrter Tänzer und geselliger Mensch, der gerne mit anderen zusammen war. Egal ob es Feste in der Nachbarschaft zu feiern gab, bei denen er gerne dabei war, oder seine festen Skat- und Knobelclübchen, zu deren Treffen er bis zuletzt immer gerne gegangen ist.
Gemeinsam waren Sie in einem Kegelklub und treffen sich bis heute noch mit Ihrer alten Mädchengruppe (aus Holzhausen) – und das seit fast 60 Jahren. Die Männer durften später dazukommen – und beide Gruppen waren/sind quasi wie Familienkreise, mit denen Sie viele Unternehmungen und Fahrten (auch mit den Kindern) gemacht haben.

Sie beide waren sowieso immer sehr reiselustig – zu verreisen war ihnen lange wichtiger als ein eigenes Haus zu haben, so haben Sie mir erzählt. Vom Nordkap bis Südafrika, von Russland, Syrien bis Nordamerika – Sie haben die Welt bereist und viele schöne, interessante Erfahrungen gemacht.
Maik, Sie durften oder mussten (?) oft mit und haben die Offenheit für und Neugier an fremde Länder, Sprachen und Menschen geerbt. Neben „Kinderprogramm“ gab’s auch immer einen oder mehrere „Elterntage“, an denen Sie dann das Kulturprogramm mitmachen mussten. Es hat Ihnen nicht geschadet, haben Sie gesagt, und ihren Horizont erweitert.
Später dann haben Ihre Eltern Ihr Hobby unterstützt und waren vor einiger Zeit sogar ein paar Tage mit Ihnen und Thekla, und Ihren Eltern, segeln.

Warum nicht? Etwas Neues ausprobieren, das war für alle kein Problem.
Und so haben Sie auch nie bereut, dass Sie mit dem Renteneintritt Ihres Mannes vor 20 Jahren doch noch ein Haus gebaut haben und noch einmal umgezogen sind.
Im Haushalt war er Ihnen, so haben Sie gesagt, eine gute Hilfe, aber auch, wenn es darum ging, Sie, Frau Reinert, in Ihren Ehrenämtern zu unterstützen, z.B. Büttenreden zu schreiben oder Texte zu formulieren oder für Sie, Maik, da zu sein.
Er war ein fürsorglicher Ehemann und Vater, so haben Sie es in der Traueranzeige geschrieben.
Und das ist auch anderen Menschen aufgefallen, haben Sie, Frau Reinert, von ihren Reisen erzählt. „Mensch, Ihr Mann, kümmert sich ja um Sie! Kaum sieht er Sie 5 min nicht, da sucht er schon nach Ihnen.“
Oder im Krankenhaus: „Elisabeth, fahr Du mal nach Hause. Ich brauche meine Ruhe.“ – Er wollte nur nicht, dass ich im Dunkeln fahren muss – deshalb hat er das gesagt.

„Was wir gemeinsam an Schönem erlebt haben, gibt uns Trost.“ So haben Sie es in der Karte formuliert. Wir haben beim Gespräch so viel gelacht und mir scheint: Sie haben so viel Schönes erlebt, dass Trost genug vorhanden sein müsste.

Und doch: Helmut Reinert wird Ihnen in der Familie und vielen anderen fehlen. Sein Humor, seine Gelassenheit, seine Fürsorge.
Aber er wird in den Erinnerungen, in den Erzählungen ganz lebendig bei Ihnen sein – und Sie mit Lachen, Weinen und Dankbarkeit erfüllen.
„Ich hatte so ein tolles Leben – mit so viel Glück. Es ist gut gewesen. Ich kann in Frieden gehen.“
Und in ganz traurigen Momenten wird er da sein, Frau Reinert, und tröstend zu Ihnen sagen: „Ruhig, Elisabeth, ruhig. Alles ist gut!“

Lied: Von guten Mächten